Sprachführer Ruhrgebietsdeutsch

feckeln

  • mit kleinen und kleinsten Schritten versuchen, schnell zu laufen

  • meist verhindern zu kurze Beine eine reine Gangart, so dass die Fortbewegung für einen Beobachter recht komisch anzusehen ist

Feudel

  • Putztuch, Scheuerlappen

Fillefanne

  • Filet-Pfanne

filmen

  • (ähnlich: »betuppen«) jemanden betrügen, übers Ohr hauen

  • meist handelt es sich aber um kleinere Beträge oder Benachteiligungen, die vom »Gefilmten« relativ leicht weggesteckt werden können

Filzekrattie

  • für das Ruhrgebiet typische Form der Stadtherrschaft

  • starke Anklänge an mittelalterliche Hierarchien: Stadtherr mit Leibeigenen, gildeähnlich abgeschottete Kaufmannschaft, Zünfte mit festgelegten Trinkritualen, voll abhängiges Restvolk

  • »Filzkopp« – Person, die bei der »Filzekrattie« mitmischt

  • Mächtiger im Ruhrgebiet, für den Korruption zum Alltag gehört

  • »Filzekrattische Verwesung« – Situation in den Städten und Kreisen des Ruhrgebietes nach der so genannten »Umstrukturierung«

fimmelig

  • pedantisch, leicht daneben

  • umschreibt sowohl die Umständlichkeit des Tuns wie auch den methodischen Irrweg (»Hasse gesehn, wie fimmelig der seine müffigen Socken nache Wäsche inne Mikrowelle getan haben tut?«)

fimpeln

  • mit Streichhölzern herumspielen

  • meist bezogen auf Kinder

  • »Fimpelpaula« – Mädchen, das mit dem Feuer spielt

finnig

  • trickreich, clever

  • »en Finnigen« – Person, die situationsbewusst und schnell reagieren kann

  • bezeichnenderweise gibt es nur die maskuline Form, »ne Finnige« ist dagegen nicht gebräuchlich

Firlefanz

  • 1) unnötiges Aufheben um eine Sache, unnötige Hektik, Umständlichkeit

  • oft als Aufforderung zu stringentem Tun (»Mach bloß kein Firlefanz!«)

  • 2) Sachen, die kaum Material-, aber großen inneren Wert besitzen wie z. B. Aschenbecher mit Fördertürmen

Fissel

  • (auch: »Fitzken«) Stoffreste, Fussel

  • allgemein für unnütze Sachen (»Fissels aufen Perser krisse auch mitten Progress nich raus.«)

fisseln

  • leicht regnen

  • im Gegensatz zu »dröppeln« Dauerregen, der nicht unbedingt als Schauer enden muss

  • typisch für den Revier-Herbst (»Wennet am fisseln fängt, krich ich dat arme Dier.«)

Fissematenten

  • (ähnlich: »Tinnef«) total dummes Zeug, ungehöriger Unsinn

  • ernster gemeint als »Sperenzkes«

Fistanönchen

  • heimliche Affäre (oft außerehelich)

  • intensiver als "Krösken"

Fitsch

  • preiswerter Kauf

  • »en Fitsch machen« – einen guten Geschäftsabschluss tätigen, etwas günstig und unter Preis bekommen (»Mitti Olle hatter aber en guten Fitsch gemacht, der mit seine Schnotten in Gesicht.«)

fitschen

  • (auch: »ab-, los-, weg- und rumfitschen«) schnell laufen, rennen

  • oft als Umschreibung für das schnelle Laufen kleiner Kinder

Fizzebohnen

  • Kletterbohnen

  • typisches Gewächs in Ruhrgebiets-Hinterhöfen

Flabes

  • kindische Person

  • jemand, der nie ernst sein kann; recht positive Bezeichnung, die nur in seltenen Fällen zur Änderung des Tuns auffordern will

  • herzlicher als »Lappes«

Flachmann

  • kleine, flache Schnapsflasche, die in der Jackentasche getragen und in der Kneipe nachgefüllt wird

Flattermann

  • Hähnchen

  • meist, wenn es dem Verzehr dient

  • »halben Flattermann« – ein halbes Hähnchen

Flautsche

  • richtig fest aufgepumpter Ball, der ein ganz spezielles Geräusch macht, nach dem man nichts anderes sagen kann als: "Kommsse mit, ein bötschen?"

Fleppe

  • traurige, enttäuschte Gesichtszüge als Reaktion auf eine schlechte Nachricht

  • »ne Fleppe ziehn« – mimische Veränderung, die besonders an der Tiefe der Mundwinkel und der Traurigkeit in der Augenpartie abgelesen wird

Fleppen

  • (auch: »Lappen«) Papiere, Auto­führerscheine

  • meist dann, wenn sie einem abgenommen worden sind (»Mit son Pülleken Asbach im Kopp isser mit seine Karre vor son Baum geplästert, und schon warn die Fleppen weg.«)

fleppen

  • Zigaretten (nicht Zigarren!) rauchen (»Wie viele Zaretten hasse denn gestern widder gefleppt?«)

Fletschauge

  • blaues Auge

Fletsche

  • Katapult, mit dem Papierknübbelchen oder kleine Steine mit Hilfe eines Gummibandes abgeschossen werden

flitschig

  • Merkmal einer Masse, die einem in sehr unangenehmer Weise zwischen den Fingern runterläuft

flötepiepe

  • Ausruf: das war wohl nichts, alles weg

  • Ausruf, der eine unerwartete und plötzliche Wendung des Ablaufes oder den Verlust eines Gegenstandes verdeutlichen will

Flummi

  • kleiner Gummiball; Kinderspielzeug, das gegen die Wand geworfen wird

  • auch als Vergleich für hüpfende Bewegungen

Fluppe

  • Zigarette

fluppen

  • schnell von der Hand gehen, klappen

  • »et fluppt« – Ausruf, dass eine Arbeit nach Anfangsschwierigkeiten gut in die Gänge kommt

flusen

  • jemandem leicht auf den Hinterkopf schlagen, so dass dieser kaum getroffen wird, lediglich die Haare berührt werden

  • »kriss gleich ein geflust« – angedrohte, nicht sehr ernsthafte Aufforderung, eine Handlung einzustellen

Fott

  • Hinterteil von Lebewesen, besonders von Menschen

  • »dicke Fott« – ironische Bezeichnung für ein Frauenhinterteil, das deutlich aus der Fassung geraten ist

  • »Stinkefott«, »Meckerfott«, »Rappelfott« – Bezeichnungen, die die vorangestellten Eigenschaften als in extremem Maße vorhanden herausstellen wollen

  • »mitti Fott inne Heia legen« – ausruhen, schlafen

Föttken

  • Hintern, Popo

  • oft Kinder- oder Frauenpopo

  • kleiner als »Pöter«

  • auch als Bezeichnung für kleine Kinder ganz allgemein

  • »Da hat dein Föttken gleich (Cranger) Kirmes« – Drohung meist gegenüber Kindern, dass man sehr bald mit einigen Schlägen auf das Hinterteil zu züchtigenden Maßnahmen übergehen wolle

Fracksausen

  • Angst

  • stärker als »Muffensausen« (»Wie er dann die Olle ihre Mudder pillert, da kricht er mannig Fracksausen und macht sich fix vom Acker.«)

fratze

  • vorbei, aus

  • »alles fratze« – nichts hat geklappt

  • »voll fratze« – alles ist kaputt (»Die ganzen Piselotten waren nach dat große Erdbeben im Pott von 93 voll fratze.«)

friemeln

  • in komplizierter Kleinarbeit etwas zusammen- oder auseinanderbauen

  • »reinfriemeln« – relativ großen Gegenstand in relatives kleines Gehäuse oder Loch bringen

Frierpitter

  • 1) Person, der schnell kalt wird und die schnell fröstelt

  • 2) allgemein auch für übertrieben empfindliche Person

Fuchs

  • Fünfzigpfennigstück

fuchteln / herumfuchteln

  • gestikulieren, unkontrolliertes Bewegen

  • »Hörsse ma auf, beim Essen mitte Gabel rumzufuchteln«

Fuchser

  • übertrieben geizige Person, die es sich sehr lange überlegt, ob sie es in Betracht ziehen möchte, Geld für irgendetwas auszugeben

fudeln

  • täuschen, schummeln

  • bezieht sich zumeist auf Täuschungsversuche bei Gesellschaftsspielen, die leicht zu erkennen und zu durchschauen sind

  • »Fudler« – Falschspieler minder schwerer Art

Fürzepüppel

  • Person, die aufgrund ihres Kleinwuchses nicht für voll genommen wird

  • selten für Kleinkinder

Fummel

  • billig erscheinendes, aber nicht unerotisch wirkendes Kleidungsstück

  • aufgrund von Form, Farbe oder Verarbeitung wird der Sonderangebots-Charakter allerdings auf den ersten Blick deutlich

Funzel

  • 1) trübe Lampe, mattes Licht

  • 2) nicht sehr aktive Person

  • »Tranfunzel« – komperative Form, die besonders das langsame, uneffektive Handeln betonen will

funzen

  • funktionieren - "et funzt" - Ausruf, nachdem man nach langem Rumklamüsern etwas zum klappen bekommen hat. Nicht nur auf technische Schwierigkeiten bezogen wie "fluppen"

Furzknoten

  • Bezeichnung für jüngere Menschen aus der Sicht der Erwachsenen

  • kann sich sowohl auf Kleinwuchs als auch auf Alter beziehen

futschikato

  • weg, nicht mehr da

  • »futschikato verbrato« – ohne Geld dastehen, Pleite sein